Sommer-Herbst 1873 29 [1-100]
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Hegel “wenn der Geist einen Ruck macht, da sind wir Philosophen auch dabei.” In der Philosophie ist es der Geist eines Volkes, der Geist einer Zeit, der sich darin zum Bewusstsein kommt. Nun da wird wohl auch bei Hartmann etwas von dem ironischen Bewusstsein zu finden
Gott soll “der in allen Völkergeistern thätige allgemeine Geist der Menschheit” sein, die Erhebung zum Genuss der Idee an und für sich soll Religion sein. Hegel: “die allgemeine Weltgeschichte, deren Begebenheiten die Dialektik der besonderen Völkergeister,—die er auf Fläschchen hat,—das Weltgericht darstellt.” “Dass der Geschichte und zwar wesentlich der Weltgeschichte ein Endzweck an und für sich zum Grunde liege und derselbe wirklich in ihr realisirt worden sei und werde—der Plan der Vorsehung—dass überhaupt Vernunft in der Geschichte sei, muss für sich selbst philosophisch und damit als an und für sich nothwendig ausgemacht werden.” “Eine Geschichte ohne solchen Zweck und ohne solche Beurtheilung wäre nur ein schwachsinniges Ergehen des Vorstellens, nicht einmal ein Kindermährchen, denn selbst die Kinder fordern in den Erzählungen ein Interesse, das ist einen wenigstens zu ahnden gegebnen Zweck und die Beziehung der Begebenheiten und Handlungen auf denselben.” Schluss: jede Erzählung muss einen Zweck haben, also auch die Geschichte eines Volkes, die Geschichte der Welt. D. h. Weil es “Weltgeschichte” giebt, muss auch im Weltprozess ein Zweck sein. D. h. wir fordern Erzählungen nur mit Zwecken: aber wir fordern gar keine Erzählungen vom Weltprozess, weil wir es für Schwindel halten, davon zu reden. Dass mein Leben keinen Zweck hat, ist schon aus der Zufälligkeit seines Entstehens klar; dass ich einen Zweck mir setzen kann, ist etwas anderes. Aber ein Staat hat keinen Zweck: sondern nur wir geben ihm diesen oder jenen.