Herbst 1885 - Herbst 1886 2 [101-210]
2 [139]
(7)
Zum “Causalismus.”
Es liegt auf der Hand, daß weder Dinge an sich mit einander im Verhältniß von Ursache und Wirkung stehen können, noch Erscheinung mit Erscheinung: womit sich ergiebt, daß der Begriff “Ursache und Wirkung” innerhalb einer Philosophie, die an Dinge an sich und an Erscheinungen glaubt, nicht anwendbar ist. Die Fehler Kants —... Thatsächlich stammt der Begriff “Ursache und Wirkung,” psychologisch nachgerechnet, nur aus einer Denkweise, die nur und überall Wille auf Wille wirken glaubt,—die nur an Lebendiges glaubt und im Grunde nur an “Seelen” (und nicht an Dinge) Innerhalb der mechanistischen Weltbetrachtung (welche Logik ist und deren Anwendung auf Raum und Zeit) reduzirt sich jener Begriff auf die mathematische Formel—mit der, wie man immer wieder unterstreichen muß, niemals Etwas begriffen, wohl aber etwas bezeichnet, verzeichnet wird.
Die unabänderliche Aufeinanderfolge gewisser Erscheinungen beweist kein “Gesetz,” sondern ein Machtverhältniß zwischen 2 oder mehreren Kräften. Zu sagen: “aber gerade dies Verhältniß bleibt sich gleich!” heißt nichts Anderes als: “ein und dieselbe Kraft kann nicht auch eine andere Kraft sein.”— Es handelt sich nicht um ein Nacheinander,—sondern um ein Ineinander, einen Prozeß, in dem die einzelnen sich folgenden Momente nicht als Ursachen und Wirkungen sich bedingen ....
Die Trennung des “Thuns” vom “Thuenden,” des Geschehens von einem [Etwas], das geschehen macht, des Prozesses von einem Etwas, das nicht Prozeß, sondern dauernd, Substanz, Ding, Körper, Seele usw. ist,—der Versuch das Geschehen zu begreifen als eine Art Verschiebung und Stellungs-Wechsel von “Seiendem,” von Bleibendem: diese alte Mythologie hat den Glauben an “Ursache und Wirkung” festgestellt, nachdem er in den sprach[lichen] grammat[ikalischen] Funktionen eine feste Form gefunden hatte. —