Herbst 1885 - Herbst 1886 2 [101-210]
2 [161]
(41)
Zur Vorrede.
Gegen die erkenntnißtheoretischen Dogmen tief mißtrauisch, liebte [ich] es, bald aus diesem, bald aus jenem Fenster zu blicken, hütete mich, [mich] darin festzusetzen, hielt sie für schädlich—und zuletzt: ist es wahrscheinlich, daß ein Werkzeug seine eigene Tauglichkeit kritisiren kann??— Worauf ich Acht gab, war vielmehr daß niemals eine erkenntnißtheoretische Skepsis oder Dogmatik ohne Hintergedanken entstanden ist,—daß sie einen Werth zweiten Ranges hat, sobald man erwägt, was im Grunde zu dieser Stellung zwang: selbst schon der Wille zur Gewißheit, wenn er nicht der Wille “ich will erst leben” — — — Grundeinsicht: sowohl Kant als Hegel als Schopenhauer—sowohl die skeptisch-epochistische Haltung, als die historisirende als die pessimistische sind moralischen Ursprungs. Ich sah Niemanden, der eine Kritik der moralischen Werthgefühle gewagt hätte: und den spärlichen Versuchen, zu einer Entstehungs-Geschichte dieser Gefühle zu kommen (wie bei den englischen und deutschen Darwinisten) wandte ich bald den Rücken.— Wie erklärt sich Spinoza’s Stellung, seine Verneinung und Ablehnung der moralischen Werthurtheile? (Es war eine Consequenz einer Theodicee?)