Herbst 1885 - Herbst 1886 2 [101-210]
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Vorrede
Von einer Vorstellung des Lebens ausgehend (das nicht ein Sich-erhalten-wollen, sondern ein Wachsen-Wollen ist) habe ich einen Blick über den Grundinstinkt unserer politischen geistigen gesellschaftlichen Bewegung Europas gegeben.
Wovon ich vielleicht einen Begriff gegeben habe?
1) daß hinter den grundsätzlichsten Verschiedenheiten der Philosophen eine gewisse Gleichheit des Bekenntnisses steht: die unbewußte Führung durch moralische Hinterabsichten, deutlicher: durch volksthümliche Ideale;—daß folglich das moralische Problem radikaler ist als das erkenntnißtheoretische
2) daß einmal eine Umkehrung des Blicks noth thut, um das Vorurtheil der Moral und aller volksthümlicher Ideale ins Licht zu bringen: wozu alle art “freier Geister”—d.h. unmoralischer—gebraucht werden kann.
3) daß das Christenthum, als plebejisches Ideal, mit seiner Moral auf Schädigung der stärkeren höher gearteten männlichen Typen hinausläuft und einen Heerdenart-Menschen begünstigt: daß sie eine Vorbereitung der demokratischen Denkweise ist
4) daß die Wissenschaft im Bunde mit der Gleichheits-Bewegung vorwärts geht, Demokratie ist, daß alle Tugenden des Gelehrten die Rangordnung ablehnen
5) daß das demokratische Europa nur auf eine sublime Züchtung der Sklaverei hinausläuft, welche durch eine starke Rasse kommandirt werden muß, um sich selbst zu ertragen
6) daß eine Aristokratie nur unter hartem langem Druck entsteht (Herrschaft über die Erde)