Herbst 1885 - Herbst 1886 2 [101-210]
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Gegen das wissenschaftliche Vorurtheil.
— Die größte Fabelei ist die von der Erkenntniß. Man möchte wissen, wie die Dinge an sich beschaffen sind: aber siehe da, es giebt keine Dinge an sich! Gesetzt aber sogar, es gäbe ein An-sich, ein unbedingtes, so könnte es eben darum nicht erkannt werden! Etwas unbedingtes kann nicht erkannt werden: sonst wäre es eben nicht unbedingt! Erkennen ist aber immer “sich-irgend-wozu-in-Bedingung-setzen”— —; ein solcher “Erkennender” will, daß das, was er erkennen will, ihn nichts angeht; und daß dasselbe etwas überhaupt Niemanden nichts angeht: wobei erstlich ein Widerspruch gegeben ist, im Erkennen-Wollen und dem Verlangen, daß es ihn nichts angehen soll (wozu doch dann Erkennen!) und zweitens, weil etwas, das Niemanden nichts angeht, gar nicht ist, also auch nicht erkannt werden kann.— Erkennen heißt “sich in Bedingung setzen zu etwas”: sich durch etwas bedingt fühlen und zwischen uns — — es ist also unter allen Umständen ein Feststellen Bezeichnen Bewußtmachen von Bedingungen (nicht ein Ergründen von Wesen, Dingen, “An-sichs”)