Herbst 1887 9 [101-190]
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[Vgl. Ferdinand Brunetière, Études critiques sur l'histoire de la littérature française. Troisième série. Paris: 1887:53, 276.]
(82) | Moral als Verführungs-mittel. |
“Die Natur ist gut, denn ein weiser und guter Gott ist ihre Ursache. Wem fällt also die Verantwortung für die “Verderbniß des Menschen” zu? Ihren Tyrannen und Verführern, den herrschenden Ständen—man muß sie vernichten.”
: die Logik Rousseaus (vgl. die Logik Pascals, welche den Schluß auf die Erbsünde macht)
Man vergleiche die verwandte Logik Luthers.
: in beiden Fällen wird ein Vorwand gesucht, ein unersättliches Rachebedürfniß als moralisch-religiöse Pflicht einzuführen. Der Haß gegen den regierenden Stand sucht sich zu heiligen ...
(die “Sündhaftigkeit Israels”: Grundlage für die Machtstellung der Priester)
Man vergleiche die verwandte Logik des Paulus.
: immer ist es die Sache Gottes, unter der diese Reaktionen auftreten, die Sache des Rechts, der Menschlichkeit usw.
(bei Christus scheint der Jubel des Volkes als Ursache seiner Hinrichtung; eine antipriesterliche Bewegung von vornherein)
(—selbst bei den Antisemiten ist es immer das gleiche Kunststück: den Gegner mit moralischen Verwerfungsurtheilen heimzusuchen und sich die Rolle der strafenden Gerechtigkeit vorzubehalten.)
NB Die “moralische Verurtheilung” als Mittel zur Macht.
A. “die Erregung des schlechten Gewissens” um Heilande, Priester und dergleichen nöthig zu machen
oder:
B. die Erregung des guten Gewissens: um seine Gegner als die Schlechten behandeln und niederwerfen zu können