Herbst 1887 9 [101-190]
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Beyle geboren 23 Januar 1783
Ein Buch zum Denken, nichts weiter: es gehört Denen, welchen Denken Vergnügen macht, nichts weiter ...
Daß es Deutsch geschrieben ist, ist zum Mindesten unzeitgemäß: ich wünschte es französisch geschrieben zu haben, damit es nicht als Befürwortung irgend welcher reichsdeutschen Aspirationen erscheint.
Bücher zum Denken,—sie gehören denen, welchen Denken Vergnügen macht, nichts weiter ... Die D[eutschen] von Heute sind keine Denker mehr: ihnen macht etwas Anderes Vergnügen und Eindruck. Der Wille zur Macht als Princip wäre ihnen sch[we]r verständlich ... Ebendarum wünschte ich meinen Z[arathustra] nicht deutsch geschrieben zu haben
Ich mißtraue allen Systemen und Systematikern und gehe ihnen aus dem Wege: vielleicht entdeckt man noch hinter diesem Buche das System, dem ich ausgewichen bin ... [Vgl. Götzen-Dämmerung, Sprüche und Pfeile, 26.]
Der Wille zum System: bei einem Philosophen moralisch ausgedrückt eine feinere Verdorbenheit, eine Charakter-Krankheit, unmoralisch ausgedrückt, sein Wille, sich dümmer zu stellen als man ist—Dümmer, das heißt: stärker, einfacher, gebietender, ungebildeter, commandirender, tyrannischer ...
Ich achte die Leser nicht mehr: wie könnte ich für Leser schreiben? ... Aber ich notire mich, für mich.