Herbst 1887 10 [1-100]
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(152) Der Substanzbegriff eine Folge des Subjektsbegriffs: nicht umgekehrt! Geben wir die Seele, “das Subjekt” preis, so fehlt die Voraussetzung für eine “Substanz” überhaupt. Man bekommt Grade des Seienden, man verliert das Seiende.
Kritik der “Wirklichkeit”: worauf führt das “Mehr oder Weniger Wirklichkeit,” die Gradation des Seins, an die wir glauben?
Unser Grad von Lebens- und Machtgefühl (Logik und Zusammenhang des Erlebten) giebt uns das Maaß von “Sein,” “Realität,” Nicht-Schein.
Subjekt: das ist die Terminologie unsres Glaubens an eine Einheit unter all den verschiedenen Momenten höchsten Realitätsgefühls: wir verstehn diesen Glauben als Wirkung Einer Ursache,—wir glauben an unseren Glauben so weit, daß wir um seinetwillen die “Wahrheit,” “Wirklichkeit,” “Substanzialität” überhaupt imaginiren.
“Subjekt” ist die Fiktion, als ob viele gleiche Zustände an uns die Wirkung Eines Substrats wären: aber wir haben erst die “Gleichheit” dieser Zustände geschaffen; das Gleichsetzen und Zurechtmachen derselben ist der Thatbestand, nicht die Gleichheit (—diese ist vielmehr zu leugnen—)