Herbst 1887 10 [1-100]
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(181) | Der Nihilism der Artisten |
Die Natur grausam durch ihre Heiterkeit; cynisch mit ihren Sonnenaufgängen
wir sind feindselig gegen Rührungen
man flüchtet dorthin, wo die Natur unsere Sinne und unsere Einbildungskraft bewegt; wo wir nichts zu lieben haben, wo wir nicht an die moralischen Scheinbarkeiten und Delikatessen dieser nordischen Natur erinnert werden;—und so auch in den Künsten. Wir ziehen vor, was nicht mehr uns an “gut und böse” erinnert. Unsere moralistische Reizbarkeit und Schmerzfähigkeit ist wie erlöst in einer furchtbaren und glücklichen Natur, im Fatalism der Sinne und der Kräfte. Das Leben ohne Güte
die Wohlthat besteht im Anblick der großartigen Indifferenz der Natur gegen Gut und Böse
keine Gerechtigkeit in der Geschichte, keine Güte in der Natur: deshalb geht der Pessimist, falls er Artist ist, dorthin in historicis, wo die Absenz der Gerechtigkeit selber noch mit großartiger Naivetät sich zeigt, wo gerade die Vollkommenheit zum Ausdruck kommt ...
und insgleichen in der Natur dorthin, wo der böse und indifferente Charakter sich nicht verhehlt, wo sie den Charakter der Vollkommenheit darstellt ...
Der nihilistische Künstler verräth sich im Willen und Vorzuge der cynischen Geschichte, der cynischen Natur.