Herbst 1887 10 [1-100]
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(203) Vor allem, meine Herren Tugendhaften, habt ihr keinen Vorrang vor uns: wir wollen euch die Bescheidenheit hübsch zu Gemüthe führen: es ist ein erbärmlicher Eigennutz und Klugheit, welche euch eure Tugend anräth. Und hättet ihr mehr Kraft und Muth im Leibe, würdet ihr euch nicht dergestalt zu tugendhafter Nullität herabdrücken. Ihr macht aus euch, was ihr könnt: theils was ihr müßt — wozu euch eure Umstände zwingen —, theils was euch Vergnügen macht, theils was euch nützlich scheint. Aber, wenn ihr thut, was nur euren Neigungen gemäß ist oder was eure Nothwendigkeit von euch will oder was euch nützt, so sollt ihr euch darin weder loben dürfen, noch loben lassen! ... Man ist eine gründlich kleine Art Mensch, wenn man nur tugendhaft ist: darüber soll nichts in die Irre führen! Menschen, die irgendworin in Betracht kommen, waren noch niemals solche Tugend-esel: ihr innerster Instinkt, der ihres Quantums Macht, fand dabei nicht seine Rechnung: während eure Minimalität an Macht nichts weiser erscheinen läßt als Tugend. Aber ihr habt die Zahl für euch: und insofern ihr tyrannisirt, wollen wir euch den Krieg machen ...