Herbst 1887 10 [1-100]
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(158) | Die falsche “Verstärkung” |
im romantisme: dies beständige espressivo ist kein Zeichen von Stärke, sondern von einem Mangelgefühl
die pittoreske Musik, die sogenannte dramatische, ist vor allem leichter (ebenso wie die brutale Colportage und Nebeneinanderstellung von faits und traits im Roman des naturalisme)
die “Leidenschaft” eine Sache der Nerven und der ermüdeten Seelen; so wie der Genuß an Hochgebirgen, Wüsten, Unwettern, Orgien und Scheußlichkeiten,—am Massenhaften und Massiven (bei Historikern z.B.
Thatsächlich giebt es einen Cultus der Ausschweifung des Gefühls. Wie kommt es, daß die starken Zeiten ein umgekehrtes Bedürfniß in der Kunst haben—nach einem Jenseits der Leidensch[aft?]
die Farben, die Harmonie, die nervöse Brutalität des Orchester-Klangs; die schreienden Farben im Roman
die Bevorzugung der aufregenden Stoffe (Erotica oder Socialistica oder Pathologica: alles Zeichen, für wen heute gearbeitet wird, für Überarbeitete und Zerstreute oder Geschwächte.
— man muß tyrannisiren, um überhaupt zu wirken.