Herbst 1887 10 [1-100]
10 [61]
(189) | Wo man die stärkeren Naturen zu suchen hat. |
Das Zugrundegehen und Entarten der solitären Species ist viel größer und furchtbarer: sie haben den Instinkt der Heerde, die Tradition der Werthe gegen sich; ihre Werkzeuge zur Vertheidigung, ihre Schutz-Instinkte sind von vornherein nicht stark, nicht sicher genug,—es gehört viel Gunst des Zufalls dazu, daß sie gedeihen. (—sie gedeihen in den niedrigsten und gesellschaftlich preisgegebensten Elementen am häufigsten: wenn man nach Person sucht, dort findet man sie, um wie viel sicherer als in den mittleren Classen!)
der Stände- [und] Classenkampf, der auf “Gleichheit der Rechte” abzielt. Ist er ungefähr erledigt, so geht der Kampf los gegen die Solitär-Person. In einem gewissen Sinne kann dieselbe sich am leichtesten in einer demokratischen Gesellschaft erhalten und entwickeln: dann, wenn die gröberen Vertheidigungs-Mittel nicht mehr nöthig sind, und eine gewisse Gewöhnung an Ordnung, Redlichkeit, Gerechtigkeit, Vertrauen zu den Durchschnittsbedingungen gehört.
Die Stärksten müssen am festesten gebunden, beaufsichtigt, in Ketten gelegt und überwacht werden: so will es der Instinkt der Heerde. Für sie ein Regime der Selbstüberwältigung, des asketischen Abseits, oder der “Pflicht” in abnützender Arbeit, bei der man nicht mehr zu sich selber kommt.