Frühjahr 1888 14 [1-100]
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Zur “Geburt der Tragödie.”
VIII.
Die neue Conception der Griechen ist das Auszeichnende dieses Buches; wir haben bereits seine beiden anderen Verdienste angedeutet—die neue Conception der Kunst, als das große Stimulans des Lebens, zum Leben; insgleichen die Conception des Pessimismus, eines Pessimismus der Stärke, eines klassischen Pessimismus: das Wort klassisch hier nicht zur historischen, sondern zur psychologischen Abgrenzung gebraucht. Der Gegensatz des klassischen Pessimismus ist der romantische: jener in dem sich die Schwäche, die Ermüdung, die Rassen-décadence in Begriffen und Werthungen formulirt: der Pessimismus Schopenhauers z.B., insgleichen der de Vigny’s, Dostoijevsky’s, Leopardi’s, Pascals, der aller großen nihilistischen Religionen (des Brahmanismus, Buddhismus, Christenthums—sie dürfen nihilistisch genannt werden, weil sie alle den Gegensatzbegriff des Lebens, das Nichts, als Ziel, als höchstes Gut, als “Gott” verherrlicht haben)
Was Nietzsche auszeichnet: die Spontaneität seiner psychologischen Vision, eine schwindelerregende Weite der Umschau, des Erlebten, Errathenen, Erschlossenen, der Wille zur Consequenz, die Furchtlosigkeit vor der Härte und gefährlichen Consequenz.