November 1887 - März 1888 11 [301-417]
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“Seinem Gefühle folgen?”
Daß man, einem genereusen Gefühle nachgebend, sein Leben in Gefahr bringt, und unter dem Impuls eines Augenblicks: das ist wenig werth ... und charakterisirt nicht einmal ... in der Fähigkeit dazu sind sich Alle gleich—und in der Entschlossenheit dazu übertrifft der Verbrecher, Bandit und Corse uns honneten Menschen gewiß...
Die höhere Stufe ist: auch diesen Andrang bei sich zu überwinden und die heroische That nicht auf Impulse hin zu thun,—sondern kalt, raisonnable, ohne das stürmische überwallen von Lustgefühlen dabei ...
Dasselbe gilt vom Mitleid: es muß erst habituell durch die raison durchgesiebt sein, im anderen Fall ist es so gefährlich, wie irgend ein Affekt ...
Die blinde Nachgiebigkeit gegen einen Affekt, sehr gleichgültig, ob es ein genereuser und mitleidiger oder feindseliger ist, ist die Ursache der größten Übel ...
Die Größe des Charakters besteht nicht darin, daß man diese Affekte nicht besitzt—im Gegentheil, man hat sie im furchtbarsten Grade: aber daß man sie am Zügel führt ... und auch das noch ohne Lust an dieser Bändigung, sondern bloß weil ..