November 1887 - März 1888 11 [301-417]
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Christliche Mißverständnisse
Der Schächer am Kreuz:—wenn der Verbrecher selbst, der einen schmerzhaften Tod leidet, urtheilt: “so, wie dieser Jesus, ohne Revolte, ohne Feindschaft, gütig, ergehen, leidet und stirbt, so allein ist es das Rechte”: hat er das Evangelium bejaht: und damit ist er im Paradiese ...
Das Himmelreich ist ein Zustand des Herzens (—von den Kindern wird gesagt “denn ihrer ist das Himmelreich”); nichts, was “über der Erde” ist.
Das Reich Gottes “kommt” nicht chronologisch-historisch, nicht nach dem Kalender, etwas, das eines Tages da wäre und Tags vorher nicht: sondern es ist eine “Sinnes-Änderung im Einzelnen,” etwas das jeder Zeit kommt und jeder Zeit noch nicht da ist ...
Moral: der Stifter des Christenthums hat es büßen müssen, daß er sich an die niedrigste Schicht der jüdischen Gesellschaft und Intelligenz gewendet hat ...
— sie hat ihn nach dem Geiste concipirt, den sie begriff ...
— es ist eine wahre Schande, eine Heilsgeschichte, einen persönlichen Gott, einen persönlichen Erlöser, eine persönliche Unsterblichkeit herausfabrizirt zu haben und die ganze Mesquinerie der “Person” und der “Historie” übrig behalten zu haben aus einer Lehre, die allem Persönlichen und Historischen die Realität bestreitet ...
Die Heils-Legende an Stelle der symbolischen Jetzt- und Allzeit, Hier und überall, das Mirakel an Stelle des psychologischen Symbols