November 1887 - März 1888 11 [301-417]
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Man soll dem, der böse gegen uns ist, weder durch die That, noch im Herzen Widerstand leisten.
Man soll keinen Grund anerkennen, sich von seinem Weibe zu scheiden. Vielleicht auch: “man soll sich verschneiden.”
Man soll keinen Unterschied [zwischen] Fremden und Einheimischen, Ausländern und Volksgenossen machen.
Man soll sich gegen Niemanden erzürnen, man soll Niemanden geringschätzen ... Gebt Almosen im Verborgenen—man soll nicht reich werden wollen —
Man soll nicht schwören— Man soll nicht richten— Man soll sich versöhnen, man soll vergehen—betet nicht öffentlich —
Lasset eure guten Werke sehen, lasset euer Licht leuchten! Wer wird in den Himmel kommen? Der den Willen meines Vaters im Himmel thut ...
Die “Seligkeit” ist nichts Verheißenes: sie ist da, wenn man so und so lebt und thut:
Ist nicht die Kirche genau das: “falsche Propheten in Schafskleidern, inwendig reißende Wölfe”? ...
“Weissagen, Wunderthun, Teufel-Austreiben—das ist Alles nichts” ...
Auf eine ganz absurde Weise ist die Lohn- und Straf-Lehre hineingemengt: es ist Alles damit verdorben.
Insgleichen ist die Praxis der ersten ecclesia militans, des Apostels und sein Verhalten auf eine ganz verfälschende Weise als geboten, als voraus festgesetzt dargestellt ...
die nachträgliche Verherrlichung des thatsächlichen Lebens und Lehrens der ersten Christen: wie als ob alles so vorgeschrieben ... und bloß befolgt wäre ...
die ganze Propheten- und Wunderthäter-Attitüde, der Zorn, die Heraufbeschwörung des Gerichts ist eine abscheuliche Verderbniß (z.B. Marc. 6, 11 “und die welche euch nicht aufnehmen ... ich sage euch, wahrlich, es wird Sodom und Gomorrha usw.”)
der Feigenbaum
“Ein Prophet gilt nirgends weniger, als daheim, als bei den Seinen”: ist Unsinn, das Gegentheil ist die Wahrheit ...
Nun gar die Erfüllung der Weissagungen: was ist da Alles gefälscht und zurecht gemacht worden!