Herbst 1887 10 [101-206]
10 [170]
(272) NB Verstecktere Formen des Cultus des christlichen Moral-Ideals.— Der weichliche und feige Begriff “Natur,” der von den Naturschwärmern aufgebracht ist (—abseits von allen Instinkten für das Furchtbare, Unerbittliche und Cynische auch der “schönsten” Aspekte) eine Art Versuch, jene moralisch-christliche “Menschlichkeit” aus der Natur herauszulesen,—der Rousseausche Naturbegriff, wie als ob “Natur” Freiheit, Güte Unschuld, Billigkeit, Gerechtigkeit Idyll sei ... immer Cultus der christlichen Moral im Grunde ...
— Stellen zu sammeln, was eigentlich die Dichter verehrt haben z.B. am Hochgebirge usw.— Was Goethe an ihr haben wollte,—warum er Spinoza verehrte— Vollkommene Unwissenheit der Voraussetzung dieses Cultus ...
— der weichliche und feige Begriff “Mensch” à la Comte und nach Stuart Mill womöglich gar Cultus-Gegenstand ... [Vgl. John Stuart Mill, August Comte und der Positivismus. Aus dem Engl. übersetzt von Elise Gomperz. In: John Stuart Mill's Gesammelte Werke. Autorisirte Übersetzung unter Redaktion von Theodor Gomperz. Bd. 9. Leipzig: Fues, 1874.] Es ist immer wieder der Cultus der christlichen Moral unter einem neuen Namen ... die Freidenkerei z.B. Guyau [Vgl. Jean Marie Guyau, L'irréligion de l'avenir. Paris: F. Alcan, 1887.]
— der weichliche und feige Begriff “Kunst” als Mitgefühl für alles Leidende, Schlechtweggekommene (selbst die Historie z.B. Thierry’s): es ist immer wieder der Cultus des christlichen Moral-Ideals
— und nun gar das ganze socialistische Ideal: nichts als ein tölpelhaftes Mißverständniß jenes christlichen Moral-Ideals