Frühjahr 1888 14 [101-227]
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Zur Hygiene der “Schwachen.”— Alles, was in der Schwäche gethan wird, mißräth. Moral: nichts thun. Nur ist das Schlimme, daß gerade die Kraft, das Thun auszuhängen, nicht zu reagiren, am stärksten krank ist unter dem Einfluß der Schwäche: daß man nie schneller, nie blinder reagirt als dann, wenn man gar nicht reagiren sollte ...
Die Stärke einer Natur zeigt sich im Abwarten und Aufschieben der Reaktion: eine gewisse •*4"n@D\" ist ihr so zu eigen, wie der Schwäche die Unfreiheit der Gegenbewegung, die Plötzlichkeit, Unhemmbarkeit der “Handlung” ...
der Wille ist schwach: und das Recept, um dumme Sachen zu verhüten, wäre, starken Willen zu haben, und nichts zu thun ...
Contradictio ...
Eine Art Selbstzerstörung, der Instinkt der Erhaltung ist compromittirt ... Der Schwache schadet sich selber ... das ist der Typus der décadence ...
Thatsächlich finden wir ein ungeheures Nachdenken über Praktiken, die Impassibilität zu provociren. Der Instinkt ist insofern auf richtiger Spur als nichts-thun nützlicher ist als etwas thun ...
Alle Praktiken der Orden, der solitären Philosophen, der Fakirs sind von dem richtigen Werthmaße eingegeben, daß eine gewisse Art Mensch sich noch am meisten nützt, wenn sie sich so viel wie möglich hindert, zu handeln ...
Erleichterungsmittel: der absolute Gehorsam
die machinale Thätigkeit
die Separation von Menschen und Dingen, welche ein sofortiges Entschließen und Handeln fördern würden