Frühjahr 1888 14 [101-227]
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Gesetzt, es fallen die Gründe weg, um jene metaphysischen Hypothesen machen zu müssen, gesetzt, man will nicht mehr regieren, erziehen, seinen Typus als höchsten und ersten aufrecht erhalten:
gesetzt, man denkt als Tschandala über die Dinge, so findet man vielleicht die ganze Kette von Erfahrungen und Schlüssen wieder zusammen, die jenen Alten zur Voraussetzung diente, ihre Hypothesen zu machen: ich will sagen, man findet die “Wahrheit”—aber genau in der Auflösung aller Autorität, alles Respekts aller Traditionen, aller moralischen Vorurtheile—wir verbrauchen unseren Rest ererbter Moral[ität] bei dieser Arbeit ...
das, was jetzt Wissenschaft ist, ist ein genauer Gradmesser für den Niedergang des moralischen und religiösen Glaubens:—wir sind aufgelöst, wenn wir am Ende unserer “Weisheit” sind,—wir haben alle positiven Kräfte verbraucht, zur Erkenntniß ... Das Wissen an sich ist ja ohnmächtig: und was den “Egoismus” betrifft, so sind wir in einer décadence-Zeit durchaus nicht sicher, unseren Vortheil zu wollen: die Antriebe sind viel zu mächtig, als daß der Nutzen der leitende Gesichtspunkt bliebe— Der “Altruismus”, das Mitleben und Zusammenfühlen von aller Art Gefühlen und Zuständen ist in diesem Falle eine große Krankheit mehr: es ist das Tschandala-Gewissen, eine Schwäche, die mit Lust verknüpft ist ...