Frühjahr 1888 14 [101-227]
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Wissenschaft
Wissenschaft bekämpft von den Philosophen
Das ist außerordentlich. Wir finden von Anfang der griechischen Philosophie an einen Kampf gegen die Wissenschaft, mit den Mitteln einer Erkenntnißtheorie, resp. Skepsis: und wozu? immer zu Gunsten der Moral ...
Der Haß gegen die Physiker und Ärzte
Sokrates, Aristipp, die Megariker, die Cyniker, Epikur, Pyrrho—General-Ansturm gegen die Erkenntniß zu Gunsten der Moral ...
Haß auch gegen die Dialektik ...
Es bleibt ein Problem: sie nähern sich der Sophistik, um die Wissenschaft los zu werden
Andererseits sind die Physiker alle so weit unterjocht, um das Schema der Wahrheit, des wahren Seins in ihre Fundamente aufzunehmen: z.B. das Atom, die 4 Elemente (Juxtaposition eines Seienden, um die Vielheit und Veränderung zu erklären—)
Verachtung gelehrt gegen die Objektivität des Interesses: Rückkehr zu dem praktischen Interesse, zur Personal-Nützlichkeit aller Erkenntniß ...
| Der Kampf gegen die Wissenschaft richtet sich gegen |
| 1) deren Pathos (Objektivität), |
| 2) deren Mittel (d.h. gegen deren Nützlichkeit |
| 3) deren Resultate (als kindisch |
Es ist derselbe Kampf, der später wieder von Seiten der Kirche, im Namen der Frömmigkeit geführt wird:
: sie erbt das ganze antike Rüstzeug zum Kampfe.
Die Erkenntnißtheorie spielt dabei dieselbe Rolle, wie bei Kant, wie bei den Indern ...
Man will sich nicht drum zu bekümmern haben: man will die Hand behalten für seinen “Weg”
wogegen wehren sie sich eigentlich? Gegen die Verbindlichkeit, gegen die Gesetzlichkeit, gegen die Nöthigung, Hand in Hand zu gehen —
: ich glaube, man nennt das Freiheit ...
Darin drückt sich décadence aus: der Instinkt der Solidarität ist so entartet, daß die Solidarität als Tyrannei empfunden wird:
| : sie wollen | keine Autorität |
| keine Solidarität | |
| keine Einordnung in Reih und Glied und unend[liche] Langsamkeit der Bewegung |
sie hassen das Schrittweise, das tempo der Wissenschaft, sie hassen das Nicht-anlangen-wollen, den langen Athem, die Personal-Indifferenz des wissenschaftlichen Menschen —.