Frühjahr 1888 14 [101-227]
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Der Kampf der Wissenschaft
Sophisten
Die Sophisten sind nichts weiter als Realisten: sie formuliren die allen gang und gäben Werthe und Praktiken zum Range der Werthe,—sie haben den Muth, den alle starken Geister haben, um ihre Unmoralität zu wissen ...
Glaubt man vielleicht, daß diese kleinen griechischen Freistädte, welche sich vor Wuth und Eifersucht gern aufgefressen hätten, von menschenfreundlichen und rechtschaffenen Principien geleitet wurden? Macht man vielleicht dem Thukydides einen Vorwurf aus seiner Rede, die er den athenischen Gesandten in den Mund legt, als sie mit den Meliern über Untergang oder Unterwerfung verhandeln?
Inmitten dieser entsetzlichen Spannung von Tugend zu reden war nur vollendeten Tartuffes möglich—oder Abseits-Gestellten, Einsiedlern, Flüchtlingen und Auswanderern aus der Realität ... alles Leute, die negirten, um selber leben zu können —
Die Sophisten waren Griechen: als Sokrates und Plato die Partei der Tugend und Gerechtigkeit nahmen, waren sie Juden oder ich weiß nicht was— Die Taktik Grote’s zur Verteidigung der Sophisten ist falsch: er will sie zu Ehrenmännern und Moral-Standarten erheben—aber ihre Ehre war, keinen Schwindel mit großen Worten und Tugenden zu treiben ...