Frühjahr 1888 14 [101-227]
14 [186]
Philosophie
Die Physiker glauben an eine “wahre Welt” auf ihre Art: eine feste, für alle Wesen gleiche Atom-Systematisation in nothwendigen Bewegungen,—so daß für sie die “scheinbare Welt” sich reduzirt auf die jedem Wesen nach seiner Art zugängliche Seite des allgemeinen und allgemein nothwendigen Seins (zugänglich und auch noch zurechtgemacht—“subjektiv” gemacht) Aber damit verirren sie sich: das Atom, das sie ansetzen, ist erschlossen nach der Logik jenes Bewußtseins-Perspektivism,—ist somit auch selbst eine subjektive Fiktion. Dieses Weltbild, das sie entwerfen, ist durchaus nicht wesensverschieden von dem Subjektiv-Weltbild: es ist nur mit weitergedachten Sinnen construirt, aber durchaus mit unseren Sinnen ... Und zuletzt haben sie in der Constellation etwas ausgelassen, ohne es zu wissen: eben den nothwendigen Perspektivismus, vermöge dessen jedes Kraftcentrum—und nicht nur der Mensch—von sich aus die ganze übrige Welt construirt d.h. an seiner Kraft mißt, betastet, gestaltet ... Sie haben vergessen, diese Perspektiven-setzende Kraft in das “wahre Sein” einzurechnen ... In der Schulsprache geredet: das Subjekt-sein. Sie meinen, dies sei “entwickelt”, hinzugekommen —
Aber noch der Chemiker braucht es: es ist ja das Spezifisch-Sein, das bestimmt So-und-So-Agiren und -Reagiren, je nachdem
Der Perspektivismus ist nur eine complexe Form der Spezifität
Meine Vorstellung ist, daß jeder spezifische Körper darnach strebt, über den ganzen Raum Herr zu werden und seine Kraft auszudehnen (—sein Wille zur Macht:) und Alles das zurückzustoßen, was seiner Ausdehnung widerstrebt. Aber er stößt fortwährend auf gleiche Bestrebungen anderer Körper und endet, sich mit denen zu arrangiren (“vereinigen”), welche ihm verwandt genug sind:—so conspiriren sie dann zusammen zur Macht. Und der Prozeß geht weiter ...