Frühjahr 1888 14 [101-227]
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Transfiguration der natürlichen Folgen einer Handlung
es giebt keine natürlichen Folgen mehr: sondern der Ungehorsam wird bestraft, und die Tugend wird belohnt.
das Glück, das lange Leben, die Nachkommenschaft—alles sind Folgen der Tugend, vermittelt durch die ewige Ordnung der Dinge —
die Unreinlichkeit z.B. wird verboten, nicht, weil ihre Folgen der Gesundheit schaden: sondern, weil sie verboten ist, schadet sie der Gesundheit ...
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Also, principiell: die natürliche Folge einer Handlung wird dargestellt, als Lohn oder Strafe, je nachdem etwas geboten oder verboten ist ...
dazu ist nöthig, daß die größte Menge der Strafen eben nicht natürliche sind, sondern übernatürliche, jenseitige, bloß zukünftige ...
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Also, principiell: jeder Nachtheil, jedes Unglück ist Beweis von Verschuldung: selbst jede niedrige Existenzform (die Thiere z.B.)
Die Welt ist vollkommen: vorausgesetzt, daß dem Gesetz Genüge geschieht. Die ganze Unvollkommenheit kommt vom Ungehorsam gegen das Gesetz.
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Die oberste Kaste hat, als die vollkommene, auch das Glück darzustellen: deshalb ist nichts unangemessener als der Pessimismus und die Entrüstung ...
kein Zorn, keine Entgegnung im Schlimmen —
die Askese nur als Mittel zu höherem Glück, zur Erlösung von Vielem
die oberste Klasse hat ein Glück aufrecht zu erhalten, unter dem Preis, den unbedingten Gehorsam, jede Art von Härte, Selbstbezwingung und Strenge gegen sich darzustellen—sie will als die ehrwürdigste Art Mensch empfunden werden,—auch als die bewundernswertheste: folglich kann sie nicht jede Art Glück brauchen —